Gestärkt wurde ich nun jetzt auch noch von einer lächerlichen Wette mit meinem Freund, die 100km selbst zu organisieren und im Alleingang zu absolvieren. Es war der 19.02., ich schrieb meine letzte Klausur im Rahmen meines Studiums, und hatte plötzlich das große Bedürfnis die 100km doch noch zu laufen. Eigentlich hatte ich ja nichts zu verlieren. Ich wusste es wird hart. Am Tag darauf sollte es 14°C geben, eine Auswahl an Loipen gab es nicht mehr. Der Frühling war eingekehrt und der größte Teil des Schwarzwalds schon wieder grün. Die einzige Möglichkeit meine 100km am darauffolgenden Morgen zu absolvieren schien für mich die ca 2,45km Rundloipe im Biathlonzentrum Schönwald, in der ein Minibruchteil des Fernskiwanderwegs verläuft und die Verbindung der Weißenbach- und Farnbergloipe ist. Ich rechnete mir im Kopf aus wie viele Runden ich drehen müsste, um die 100km zu erreichen. Naja, mir wurde etwas übel dabei, es waren über 40. Natürlich wäre ich lieber eine „One way“ Strecke durch den wunderschönen Schwarzwald gelaufen. Aber eigentlich doch auch genau das was ich wollte. Eine Challenge für mich alleine. 100km auf einer Rundloipe zu absolvieren verlangte von mir nicht nur körperliche Kraft, sondern vor allem auch Willensstärke und mentale Kraft.

Jetzt war ich fest entschlossen, ich werde die Challenge annehmen. Ich kaufte mir ein paar Sportriegel und mischte mir ein paar Liter Sportgetränke zusammen, die ich in meinen Rucksack packte, setzte meinen Wecker auf 5:45Uhr und fuhr am 20.02. um 6:17Uhr meine ersten Meter auf der Rothausloipe. Es war dunkel und zugegebenermaßen auch etwas gruselig allein als Frau mit einer Stirnlampe im Stockdunkeln Langlaufen zu gehen. Das brachte mich jedoch dazu, gleich am Anfang etwas schneller zu laufen, obwohl es keinen Sinn machte, da ich ja eh nur kreiselte. Ein Krimineller hätte also einfach ca. 11min am selben Ort warten können bis ich wieder an der gleichen Stelle angekommen wäre:D.
Einen großen Vorteil hatte es jedoch, am Anfang mehr Gas zu geben. Die Strecke war perfekt, noch leicht gefroren und schnell. Wenn man vom Tal unten kommt, konnte man nicht glauben, dass hier oben überhaupt noch einen Zentimeter Schnee liegen geblieben ist (hiermit ein großes Dankeschön an das Loipenteam, welches es immer wieder schafft, hervorragende Trainingsbedingungen im Stadion zu schaffen, während die meisten schon an die Loipenputzete denken). Um 7:25Uhr konnte ich einen herrlichen Sonnenaufgang beobachten. Diese Gelegenheit nutzen ich für ein passendes Foto. Ich steckte das Handy in den Schnee und aktivierte den Selbstauslöser. Zugegeben, dieser Act kostete mich einige Minuten bis ich mit meinem Bild zufrieden war. Danach fing die Sonne nun richtig an einzuheizen. Bis ca. 9:00Uhr waren die Strecken noch relativ schnell, danach nahm sie rapide ab. Was einen nicht wundert, wenn der Thermometer 14°C anzeigt. Ich fühlte mich aber gut und bei Tageslicht nun auch sicher. Ich setzte mir kleine Etappenziele, die mir halfen, mich ständig motiviert zu halten. Nach jeden 10km schob ich mir einen Riegel in den Mund, obwohl ich ihn am liebsten wieder ausgespuckt hätte. Solche Energiebomben sind einfach ekelhaft oder? Doch selbst Oma sagte früher schon immer „ohne Mampf kein Dampf“. Was soll ich sagen, wo sie Recht hat, hat sie Recht. Was Oma sagt, das gilt eben. Gegessen und getrunken wurde immer während einer Biathlon-Strafrunde auf der Ebene.
So zog ich meine vielen Gleitspuren, Runde für Runde, in die Rothausloipe. Ich hatte an alles gedacht, an was man denken konnte. Dachte ich zumindest. An die Sonnencreme hatte ich nämlich natürlich nicht gedacht. So wurde ich am Ende meiner absolvierten 100km und 2000hm in 7:27:09h nicht nur mit Euphorie beschenkt, sondern auch mit wunderschönen Schwarzwälder Bäckchen und somit mit meinem ersten Sonnenbrand der Saison:D

Fazit: Alles im Allem konnte ich schon viele Parallelen zum richtigen Rucksacklauf sehen. Die Distanz, das Wetter, welches man sich am Renntag nicht aussuchen kann, die Disziplin, die benötigt wird durchzustehen, und die vorherige Vorbereitung. Jedoch muss ich auch sagen, dass ich zB. den Rucksack nicht über den 100km auf meinem Rücken trug, die absolvierten Höhenmeter etwas weniger waren, und die Loipe keine schrägen hatte bzw. auch immer schön breit war. Deshalb bin ich umso motivierter den Rucksacklauf 2022 als eine noch bessere und größere Challenge zu sehen.

Bis dorthin, Ski Heil, bleibt gesund, haltet Abstand und nehmt Rücksicht aufeinander, damit der Rucksacklauf im nächsten Jahr wieder stattfinden kann.
WIR SEHEN UNS!

Grüße Lui (SC Mühlenbach)